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Studium abbrechen – Folgen, Chancen & Alternativen

26.06.2024

Die meisten Studierenden kommen im Laufe ihres Studiums ins Grübeln. Vielleicht haben auch Sie sich bereits einmal gefragt, ob Ihr eingeschlagener Weg immer noch der richtige Weg für Sie ist. Möglicherweise haben Sie sich sogar folgende Fragen schon gestellt: „Ist es wirklich der richtige Studiengang für mich?“, „Möchte ich überhaupt später in diesem Bereich arbeiten oder haben sich meine Wünsche und Ziele verändert?“, „Sind meine Leistungen ausreichend für meine Ziele?“. Diese Fragen und Gedanken sind ganz normal. Besonders in stressigen Situationen wie beispielsweise Prüfungsphasen oder bei Studieninhalten, die für Sie herausfordernder sind, kommen solche Frage jedem Menschen recht schnell in den Sinn.

In den meisten Fällen verschwinden diese Fragen genauso schnell, wie sie sich in Ihrem Kopf eingenistet haben – insbesondere, wenn Sie Ihre Ziele wieder neu in den Blick nehmen oder sogar kleine Erfolge verzeichnen können. Doch was ist, wenn die Zweifel bleiben? Irgendwann kommen Sie eventuell an einen Punkt, an dem es die einzige Lösung zu sein scheint, Ihr Studium abzubrechen. Doch ist dieser Schritt wirklich die beste Lösung?

In diesem Beitrag verraten wir und studycoach Dr. Charlotte Lehmann Ihnen, warum manche Studierende ein Studium abbrechen, welche Alternativen es gibt und wie Sie sich selbst motivieren können Ihr Ziel – den Studienabschluss – zu erreichen.

Warum brechen Studierende ein Studium ab?

Jahr für Jahr steigt die Zahl der Studierende. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Studienabrecher:innen. Laut des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) beträgt die Abbruchquote in Bachelorstudiengängen insgesamt 27 Prozent. Besonders viele Abbrecher:innen gibt es in universitären geistes- und naturwissenschaftlichen sowie mathematischen Bachelorstudiengängen (43 bzw. 41 Prozent). Studierende in Masterstudiengängen brechen ihr Studium seltener ab.

Doch warum entscheiden sich so viele Studierende dafür, ihr Studium zu beenden? Die Gründe wurden bereits im Jahr 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung untersucht.  Dies sind laut der Studie die Hauptgründe für eine Exmatrikulation der nach Häufigkeit geordnet:

  • Leistungsprobleme (20 Prozent)
  • finanzielle Probleme (19 Prozent)
  • Motivationsprobleme (18 Prozent)
  • Studienbedingungen (12 Prozent)
  • Prüfungsversagen (11 Prozent)
  • berufliche Neuorientierung (10 Prozent)
  • familiäre Probleme (7 Prozent)
  • Krankheit (4 Prozent)

Aus den Zahlen wird deutlich: Ausschlaggebend für eine Neuorientierung ist nicht immer mangelnde Motivation. Ebenso können finanzielle Gründe entscheiden, ob ein Studium abgeschlossen wird. Wer sich bereits im Vorfeld des Studiums mit den Finanzierungsmöglichkeiten auseinandersetzt, ist jedoch häufig in der Lage, diese Herausforderung ohne Probleme zu meistern.

Zudem sollten sich Studienanfänger:innen darüber bewusst sein, dass ein Studium viel Disziplin und Eigeninitiative erfordert. Anders als noch zu Schulzeiten, wird in einem Studium nicht nur reines Wissen gefordert, sondern ebenfalls die Fähigkeit dieses Wissen auf andere Sachverhalte zu übertragen. Aus diesem Grund reicht das Auswendiglernen der vermittelten Inhalte meist nicht aus.

Doch keine Sorge: Während Ihres Studiums eignen Sie sich alle benötigten Fähigkeiten an.

„Dazwischen kommen kann immer was, ob es ein neuer Job, eine neue Position oder das junge Elternglück ist. Es gibt immer Zeiten, in denen man einfach kaum bis keine Zeit hat, die ins Studium investiert werden können“, so unser studycoach Dr. Charlotte Lehmann. Sie fügt hinzu: „Das Studium komplett abzubrechen, sollte aber immer die allerletzte Entscheidung sein.“ Denn es gibt zahlreiche Alternativen, wenn die Zeit oder auch die Motivation einmal fehlt.

Welche Alternativen zum Studium abbrechen habe ich?

Ihre Karrierewünsche haben sich geändert, Ihr gewählter Studiengang ist einfach nicht der Richtige für Sie oder Sie haben schlicht keine Zeit? Bevor Sie Ihr Studium komplett abbrechen, reflektieren Sie Ihre Bedürfnisse, Herausforderungen und Ziele. Eine gute Alternative zum kompletten Abbruch kann zum Beispiel ein Fachwechsel sein. Gerne beraten wir Sie zu Ihren Möglichkeiten, in einen anderen Studiengang zu wechseln.

Bevor Sie einen alternativen Studiengang belegen oder ein Studium abbrechen, sollten Sie sich selbst einige Fragen stellen:

  • Was war mein ausschlaggebender Grund, ein Studium aufzunehmen?
  • Was sind meine beruflichen Ziele?
  • Gibt es Module oder Lerninhalte, auf die ich mich freuen?
  • Wie hoch ist mein aktueller Leistungsdruck?
  • Wie viele Prüfungsleistungen stehen in nächster Zeit an und würde es mir helfen, einige Prüfungen zu verschieben?
  • Gab es in jüngster Vergangenheit Veränderungen, die sich auf meine Motivation ausgewirkt haben?

„Ganz wichtig ist immer, sich Ihre Gründe, warum Sie sich für Ihr Studium entschieden haben, deutlich vor Augen zu führen,“, so Lehmann. „Hat sich an diesem Grund oder diesen Gründen etwas geändert? Was genau hat sich geändert? Hören Sie auch in sich hinein und fragen Sie sich, ob Sie diese Entscheidung, das Studium abzubrechen, vielleicht in ein paar Jahren bereuen. Und dies nicht nur aus beruflicher, sondern vor allem aus persönlicher Sicht.“

Entscheiden Sie sich für einen Wechsel des Studiengangs, können Sie sich unter Umständen einige Module wie z. B. die Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten anrechnen lassen. Welche Module Sie sich anrechnen lassen können, hängt von Ihrem alten sowie neuen Studiengang ab.

Charlotte Lehman gibt einen wertvollen Tipp: „Besonders wenn Sie neben einem Beruf studieren, sollten Sie sich Auszeiten gönnen und Ihren Abschluss realistisch einordnen. Setzen Sie sich nicht unnötig unter Druck, denn auch wenn es langsamer vorangeht als ursprünglich geplant, kommen Sie so Ihrem Ziel näher.“

Zudem gibt es die Möglichkeit, z. B. während der Elternzeit, wenn Sie die Pflege eines Familienmitglieds übernehmen oder bei vorübergehender Mehrbelastung im Job und einem entsprechenden Nachweis Ihres Arbeitgebers, ein Urlaubssemester zu beantragen. So haben Sie die Chance, sich sechs Monate anderen wichtigen Dingen zu widmen, bevor Sie in Ihrem Studium erneut durchstarten.

Gerne prüfen wir die Möglichkeiten gemeinsam mit Ihnen – persönlich und individuell.

Studium abbrechen: und jetzt?

Haben Sie endgültig den Entschluss gefasst, Ihr Studium abzubrechen und eine Karriere ohne akademischen Abschluss anzustreben, haben Sie zwei bzw. drei grundlegende Möglichkeiten:

Ausbildung

Streben Sie eine Karriere ohne akademischen Abschluss an, können Sie nach einem abgebrochenen Studium für eine klassische Berufsausbildung bewerben. Besonders im EDV-Bereich sowie in Handwerksberufen stehen Ihre Chancen gut. Zudem bieten einige Arbeitsämter und Handwerkskammern diverse Maßnahmen gezielt für Studienabrecher:innen an.

Quereinstieg

Als Studienabrecher:in können Sie sich beispielsweise auch als Quereinsteier:in in Unternehmen bewerben, wenn Sie über die geforderten Kenntnisse verfügen. Durch den Fachkräftemangel haben auch Menschen ohne abgeschlossenes Studium gute Aussichten.

Später studieren

Natürlich können Sie auch zu einem späteren Zeitpunkt erneut ein Studium aufnehmen. Hierzu stehen Ihnen zahlreiche berufsbegleitende Studiengänge sowie eine große Auswahl im Fernstudium zur Verfügung. Auch die Wiederaufnahme Ihres ursprünglichen Studiums ist eine Option, wenn Sie die Nachweise über Ihre erbrachten Prüfungsleistungen vorlegen.

Wenn Sie in Betracht ziehen, Ihr Studium abzubrechen, bedenken Sie immer Folgendes: Wenn nur noch ein oder zwei Semester bis zu Ihrem Abschluss notwendig sind und vor Ihnen liegen, ist es immer besser durchzuhalten, denn Sie haben bereits viel Zeit und Ressourcen in Ihr Studium investiert.

Behalten Sie dabei im Hinterkopf, dass Sie sich z. B. mit einem Bachelorabschluss bessere Berufschancen eröffnen – sogar, wenn Sie in einem anderen Bereich tätig werden. Zudem sind die Gehaltsaussichten für Akademiker in der Regel höher als bei Personen ohne Universitäts- oder Hochschulabschluss.

Ich will mein Studium abbrechen, was muss ich beachten?

Ist ein Studiengangswechsel keine Option für Sie und wollen Sie wirklich Ihr Studium abbrechen, dann sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihre Exmatrikulationsbescheinigung und natürlich Ihre Leistungsübersicht (Transcript of Records) erhalten und aufbewahren. Ein Studium einfach auslaufen zu lassen, ist nie zu empfehlen.

Nur durch die ordentliche Exmatrikulation erhalten Sie einen Nachweis über die Dauer Ihres Studiums sowie eventuell erbrachte Prüfungsleistungen. Des Weiteren müssen Sie Ihre Krankenkasse darüber informieren, dass Sie nicht mehr studieren, da Sie nach dem Abbruch keinen Anspruch mehr auf einen Studierendentarif haben. Beziehen Sie BAföG oder eine andere Förderung, müssen Sie Ihren Studienabbruch dort ebenfalls melden.

„Meine Empfehlung an alle Studierenden: Auch wenn das Studium manchmal schwerfällt, die Motivation sinkt oder auch Doppelbelastungen durch Beruf und Familie hoch sind, ein Studium abzubrechen, ist zwar eine Option, doch sie sollte sorgfältig abgewogen sein und nicht übereilt getroffen werden. Erwägen Sie allein schriftlich Ihre persönlichen Vor- und Nachteile beim Studienabbruch. Suchen Sie dann aber Unterstützung bei dieser Entscheidung – sei es in Ihrem privaten Umfeld oder auch bei Ihrer Hochschule.  Bedenken Sie auch, Sie machen Ihren Abschluss nicht nur für die Karriere allein, sondern an erster Stelle auch für Sie selbst. Nehmen Sie sich die Zeit dafür, die Sie brauchen, und seien Sie auf Ihrem Weg dahin auch stolz auf das, was Sie bisher schon erreicht haben“ gibt Dr. Charlotte Lehmann mit auf den Weg.